veröffentlicht von André Sommer DÜLMENplus 23. Februar 2022
Dülmen. Vor ganz knapp 100 Jahren, am 2. März 1922, schlug die Geburtsstunde vom Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Dülmen (SkF) – damals noch unter dem Namen „KFV – Katholischer Fürsorgeverein für Mädchen, Frauen und Kinder Dülmen“. Dieses Jubiläum wird kommenden Mittwoch im Rahmen eines Gottesdienstes, Beginn 9.30 Uhr, in der Heilig-Kreuz-Kirche gefeiert. Der für den 11. März geplante Festakt fällt coronabedingt aus, entschied – schweren Herzens – der Vorstand des Vereins, der durchweg alle sechs Wochen tagt und Obacht darauf gibt, dass der SkF stets nah an den Bedarfen der Hilfesuchenden agiert.
Auf diese Weise ist das Hilfe-Angebot im Laufe der Jahrzehnte stark gewachsen. Allein die Zahl der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat sich in den vergangenen zwölf Jahren auf mittlerweile 45 erhöht und damit in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt. Die Arbeit der fast überwiegend Teilzeitkräfte baut auf dem Engagement der 120 Mitglieder und knapp 170 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Vereins auf, der auf vielfältige Weise tätig ist.
Bedeutender Player im sozialen Hilfebereich
Das zeigt sich schon beim Blick auf die Tätigkeitsfelder des SkF: Schwangerschaftsberatung, Allgemeine Sozialberatung, Frauen- und Kinderschutzhaus, Betreuungsverein, Kindertagespflege, Adoptions- und Pflegekinderdienst, Offene Ganztagsgrundschule, Vormundschaften für Minderjährige und Frühe Hilfen. Damit ist der SkF in Dülmen ein bedeutender Player im sozialen Hilfebereich.
„Wir können mit unserer Arbeit hier im SkF etwas in Bewegung setzen – und: Der SkF kann etwas in Bewegung setzen. Wir wollen den Menschen in Not helfen“, sagt Meike Wiesmann, seit zehn Jahren stellvertretende Vorsitzende des SkF in Dülmen.
Als Helga Fütterer, die frühere Vorsitzende des SkF, „vor zwölf Jahren auf mich zukam und fragte, ob ich im SkF-Vorstand mitwirken wolle, war ich das Küken im Vorstand“, schmunzelt Meike Wiesmann. Inzwischen ist die 45-Jährige das dienstälteste Mitglied in dem Gremium, das mit der Geschäftsführung des SkF eng zusammenarbeitet.
Seit 17 Jahren in diesem Amt ist Monika Schulz-Wehrmeyer. Sie trat 2005 die Nachfolge von Willi Wessels an, der über viele Jahre als Ehrenamtlicher die Geschäfte des SkF geführt hatte.
„Junger, engagierter Vorstand“
In Dülmen SkF-Geschäftsführerin geworden zu sein ist für die Diplom-Sozialpädagogin Monika Schulz-Wehrmeyer eine berufliche Entscheidung, die sie an keinem Tag bereut hat. Anders herum: „Ich bin froh darüber und auch stolz darauf, dass wir hier in Dülmen einen im Vergleich zu anderen SkF-Vereinen jungen Vorstand mit viel Engagement haben und hier so eine tolle Vielfalt so unterschiedlicher Typen zusammenkommt. Jede ist gewissenhaft bei der Sache und bringt eine eigene Sichtweise der Dinge, eine eigene Sicht von Gesellschaft ein. Das bereichert ungemein.“
Bereits beim Blick auf die beruflichen Felder, aus denen die ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder kommen, wird deutlich, was gemeint ist: Bärbel Bleiker, 62 Jahre alt und seit gut fünf Jahren Vorsitzende des SkF-Vorstands, arbeitet als Arbeitsvermittlerin im Jobcenter Kreis Unna.
Ihre Vorstands-Stellvertreterin Meike Wiesmann, 45 Jahre alt, ist Volljuristin und arbeitet aktuell bei der Sparkasse Westmünsterland; ihre Ausbildung hatte sie bei der Deutschen Bank gemacht. Sofia Gleumes-Wolters, 56 Jahre alt, arbeitet in einem Wohnheim für chronisch Suchtkranke und Wohnungslose, und Dorothea Küper, 47 Jahre alt, ist von Beruf Krankenschwester und arbeitet bei den Christophorus-Kliniken. Manuela Pross, 56 Jahre alt, bringt neben ihrer kommunalpolitischen Erfahrung in der Netzwerkarbeit ihr Know-how als Imageberaterin mit. „Unser Motto ,Da sein, Leben helfen‘ hat mich sofort abgeholt“, sagt sie. „Es verbindet uns alle. Es ist großartig, wie gut wir uns in der Vorstandsarbeit ergänzen.“
Anja Hövekamp seit kurzem Schirmherrin des SkF
Als Schirmherrin und Botschafterin des SkF seit kurzem ebenfalls im Vorstand tätig ist Anja Hövekamp. Die 31-jährige Ehefrau des Dülmener Bürgermeisters ist bei Ernsting‘s Family Warenwirtschaftliche Planerin. Und Dr. Annette Höing, die beruflich beim Bistum Münster als theologische Referentin arbeitet, ist seit 2020 geistliche Beraterin des SkF Dülmen.
„Ich bin jedoch nicht die Frau fürs Fromme“, sagt die 54-Jährige. „Aber der Sozialdienst katholischer Frauen entstand, weil Frauen die Not anderer Menschen gesehen und aus christlicher Überzeugung Hilfe geleistet haben. Diese christliche Tradition als Ressource zu sehen und diesen Ton zum Klingen zu bringen – das sehe ich als meine Aufgabe. Bei der hochprofessionellen Arbeit des Teams kann dies vielleicht eine weitere Unterstützung sein“, so Dr. Annette Höing, die wie Schirmherrin Anja Hövekamp bei ausgewählten Vorstandssitzungen und Veranstaltungen des SkF dabei ist.
Beschlussfähig, wenn drei Vorstandsmitglieder tagen
Auch das fünfköpfige Vorstandsteam muss nicht bei jeder Vorstandssitzung komplett zugegen sein. „Mit drei Vorstandsmitgliedern sind wir beschlussfähig“, sagt Bärbel Bleiker. „Da ist es gut, dass wir im Vorstand zu fünft sind. Das entzerrt unsere Arbeit in dem Gremium. Wenn eine von uns mal zeitlich verhindert ist, ist das kein Beinbruch. Schließlich machen wir das ehrenamtlich.“ Allerdings nicht einfach so: „Man merkt schon deutlich, dass alle hier mit Herz dabei sind.“
So sieht Sofia Gleumes-Wolters, die im Zuge der Formulierung einer Patientenverfügung für ihre schwerstbehinderte Schwester in näheren Kontakt zum SkF kam und später von Bärbel Bleiker für den Vorstand geworben wurde, zum Beispiel die organisatorische Seite: „Es geht darum, dass wir gute Rahmenbedingungen schaffen für die professionelle Arbeit, die hier im SkF zum Wohl der Hilfesuchenden geleistet wird.“ Ein Aspekt dabei: flexible Arbeitszeiten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Auch daran zeigt sich, ob wir beim SkF ein guter Arbeitgeber sind.“
Dorothea Küper zeigt einen weiteren Fokus auf: „Vor 16 Jahren sind mein Mann und ich an den SkF herangetreten und haben ein Pflegekind bekommen“, sagt sie. „Vor zwei Jahren konnten wir unsere Pflegetochter adoptieren, die inzwischen erwachsen ist.“ Sie und ihr Mann hatten positive Erfahrungen mit dem SkF und mit den Sozialpädagogen des Vereins: „Wir konnten, wenn‘s drauf ankam, zu jeder Zeit anrufen!“ Dies führte dazu, dass sie Vorstandsmitglied wurde: „Sabine Reinermann fragte mich, ob ich nicht an ihre Stelle in den Vorstand gehen und den Adoptions- und Pflegekinderdienst vertreten kann.“
Meike Wiesmann sieht die Relevanz des SkF: „Mit seinen neun Tätigkeitsbereichen ist der Verein wichtig für Dülmen – und er hilft wirklich Bedürftigen“, sagt sie. „Ich persönlich hab da richtig Spaß dran – zumal wenn Klienten sagen ,Die haben mir richtig gut geholfen.‘ Und: Auf der einen Seite wird hier im Vorstand konstruktiv gearbeitet. Und dennoch ist es nicht nur knochentrocken.“
„Wir konnten zu jeder Zeit anrufen“
„Es hört sich ungewöhnlich an, dass ausgerechnet Laiinnen in unserem Verein ,den Hut aufhaben‘“, sagt Vorsitzende Bärbel Bleiker. „Sie bilden nicht nur ein Aufsichtsorgan – nein, sie tragen die gesamte Verantwortung für das operative Geschäft. Das ist nicht ,ohne‘! Funktionieren kann das nur im Rahmen einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung, die den Vorstand ständig auf dem ,Laufenden hält‘. Dann macht es Spaß, in so vielfältige gesellschaftliche und soziale Themenfelder Einblick zu bekommen, mitgestalten und mit seinem persönlichen Hintergrund positiven Einfluss auf die Vereinsentwicklung nehmen zu können. Und man tut das nicht alleine, sondern befindet sich in guter Gesellschaft mit vier weiteren Frauen, die ihre Verantwortung mit bestem Wissen und Gewissen wahrnehmen. Wer neugierig ist, sich für Menschen und Themen, die unsere Stadt und Gesellschaft bewegen, interessiert, konstruktive Auseinandersetzungen und Zusammenarbeit im Team mag, wird von der Vorstandsarbeit des SKF so richtig begeistert sein.“